Umgestaltung der Huyssenstift-Kapelle ist aus Sicht der SPD-Ratsfraktion kein Verlust
Essen. Die Debatte um Nazi-Symbolik in der Kapelle des Huyssenstifts aus dem Jahr 1937 nimmt in den Augen der SPD-Ratsfraktion teils bedauerliche Züge an. „Ich hatte gehofft, dass die Zeiten des Relativierens der NS-Ideologie vorbei sind. Vom Grunde her ist es ja gut, dass dieses Thema breit diskutiert wird. Manche Kommentare in den Medien erschrecken mich dann doch“, so SPD-Ratsherr Hans Aring, kulturpolitischer Sprecher.

So könne etwa keine Rede davon sein, dass sämtliche Erinnerung an die Nazi-Diktatur in Essen vernichtet würden. „Die Alte Synagoge, die Gedenkstätte „Stadtwunde“, zahlreiche Stolpersteine im gesamten Stadtgebiet oder eine komplett nach dem Krieg zerstörte und wieder aufgebaute Innenstadt und vielen weiteren Gedenkstätten halten die Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten wach. Auch ein Besuch in der Dauerausstellung des Stadtarchivs und die Sammlung von Ernst Schmidt über Verfolgung und Widerstand in Essen von 1933 bis 45 sind in diesem Zusammenhang zu empfehlen. Vielleicht sollte man den Befürwortern der Hakenkreuze in der Deckengestaltung einen Besuch der vielen Friedhöfe und ihrer besonderen Denkmale in Essen empfehlen. Wer Nazi-Architektur sehen will, kann auch hierfür Beispiele im Stadtbild finden. Hakenkreuze haben aus unserer Sicht absolut keine Existenzberechtigung im öffentlichen oder teilöffentlichen Raum“.
Insofern unterstütze die SPD-Fraktion das Huyssenstift und den Kulturdezernenten in ihrer Haltung. „Auch sind wir froh, dass Muchtar Al Ghusain neben seinen vielen anderen Aufgaben noch die Zeit findet, in einer öffentlichen Debatte über vermeintliches kulturelles Erbe in unserer Stadt Meinung und Haltung zu zeigen.“ Die SPD-Fraktion könne sich gut vorstellen, dass der jetzige Innenraum der Kapelle wissenschaftlich dokumentiert und anschließend nach dem Willen der Eigentümerin umgestaltet wird. „Das wäre kein Verlust für uns, sondern das sehr späte Ende eines unrühmlichen Vorgangs“, stellt Hans Aring klar. „Aber Kulturpolitik ist nicht der Erhalt von Hakenkreuzen!“