Ein “Dorf” leistet Widerstand

Mit nur einer Gegenstimme und keiner Enthaltung votierten die 57 anwesenden und stimmberechtigten Mitglieder für ihren Vorsitzenden im Wahlkreis 24, Altenessen-Mitte. Gegenkandidaten gab es nicht. Abgestimmt wurde offen per Handzeichen.

Noch beeindruckender fiel das Ergebnis des derzeitigen Fraktionssprechers in der Bezirksvertretung V und stellvertretenden Ortsvereinsvorsitzenden Karlheinz Endruschat aus. Er wurde einstimmig für den Wahlkreis 25, Altenessen-Süd, vorgeschlagen.

Dabei liegt die Betonung auf "vorgeschlagen". Denn auch wenn Altenessen quasi in Gallien liegt, werden die letztendlichen Entscheidungen im Römerlager-Hauptquartier, sprich auf dem Nominierungsparteitag der Essener SPD am 22. November getroffen. Und da will man keinen "aufmüpfigen Asterix" im Stadtrat sehen. Vor vier Jahren wurde Willi Nowack hier Reinhard Paß als Kandidat vor die Nase gesetzt – nachdem dieser Nowack auch schon als Sprecher der Stadtratsfraktion beerbt hatte.

2009 kämpft Reinhard Paß um das Amt des Essener Oberbürgermeisters. Dass er erneut in Altenessen antritt, gilt als unwahrscheinlich. Dieter Hilser, Parteivorsitzender der Essener SPD, bleibt, bevor sich der Unterbezirksvorstand mit dem Ergebnis in Altenessen auseinandergesetzt hat, noch vorsichtig. Etwas wird jedoch am 22. November passieren. "Ich gehe davon aus, dass der geschäftsführende Vorstand und der Vorstand des Unterbezirks einen Gegenkandidaten präsentieren werden", sagt er.

Wie zerrüttet das Verhältnis zwischen Nowack und der Zentrale ist, entging auch ungeübten Zuhörern am Sonntag nicht. "Defizite" konstatierte er beim derzeitigen Altenessener Ratsherren Paß in seiner "politischen und inhaltlichen Stadtteilarbeit", sowie "mangelnde Präsenz". Gern habe Nowack den Rivalen in Altenessen zur Diskussion begrüßen wollen.

Ebenso vermissten die Genossen lautstark die Anwesenheit des Karnaper Vorsitzenden Guido Reil. Der bewirbt sich zwar um das heimische Ratsmandat, wird auch jenseits des Kanals vorgeschlagen. Mehr als die Hälfte des Wahlkreises liegt jedoch in Altenessen. "Wir werden von einer Empfehlung des Kandidaten absehen", brach Nowack mit der Tradition, die Entscheidung der Karnaper mit einem positiven Signal zu begleiten. Hintergrund: Bezirksvertreter Guido Reil sitzt im Vorstand der Essener SPD. Von den Kollegen in der BV V, hier haben die Gallier das Sagen, ist er gerade für sein Fehlen bei der Abstimmung über die Zeche Carl für drei Monate von den regelmäßigen Fraktionssitzungen suspendiert worden. Wohl dem, der jetzt auf einen Miraculix zählen kann.

Quelle: WAZ Westdeutsche Allgemeine Zeitung Essen