Wie berichtet, steht die Zeche Carl vor der Insolvenz. 28 von 73 Haupt- und Teilzeitbeschäftigten sollen am 1. Oktober in eine Transfergesellschaft überführt werden. Dort erhalten sie sechs Monate lang 60 Prozent des letzten Netto-Einkommens und können Bewerber-Trainings absolvieren. Anschließend droht die Arbeitslosigkeit. Das Problem: Die Hälfte von ihnen ist älter als 45 Jahre.
Die Stadt unterstützt die Zeche Carl jährlich mit 500 000 Euro. Vor einem Jahr war erstmals bekannt geworden, dass das 1978 gegründete Zentrum in finanzielle Schieflage geraten ist. Die Betreiber machen eine Änderung des EU-Steuerrechts verantwortlich. Die Zeche müsse seitdem 80 000 Euro mehr im Jahr zahlen. "Würde die Stadt dieses Geld aufbringen, könnte der Betrieb weiterlaufen", sagt Bärbel König-Bargel. "Der städtische Zuschuss ist in 14 Jahren nicht einmal erhöht worden, alle Verteuerungen haben wir bislang immer selbst getragen."
Vorwürfe mancher Mitarbeiter, Geschäftsführer Helge van Dornick wirtschafte als Betreiber der "Mandanzz"-Party übermäßig in die eigene Tasche, entkräftete Bärbel König-Bargel: "Der hat schon zehn Jahre zuvor diese Party organisiert, ehe er Geschäftsführer wurde. Ohne ,Mandanzz‘ wäre die Zeche schon viel früher Pleite gewesen." Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Betruges haben unterdessen zu keinen neuen Erkenntnissen geführt.
Besonders enttäuscht sind die Mitarbeiter von der Grünen-Ratsfraktion. "Die haben sich hier in den letzten Monaten nicht einmal blicken lassen. Dabei war die ,Zeche Carl‘ früher ihr Zuhause", sagte Bärbel König-Bargel. "Man merkt, es ist Vorwahlkampf."
Die Mitarbeiter gehen derzeit davon aus, dass die Zeche Carl endgültig schließt und später – unter einem kommerziellen Anbieter – wieder eröffnet.
Über die Übernahme der Kinderbetreuung – 15 Kinder kommen täglich zum Mittagessen – wird bereits mit anderen Trägern verhandelt.
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Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung