Schach(t)matt

Immerhin, die nächsten Schritte scheinen vorgezeichnet, und sie klingen nach einem geordneten Teilzusammenbruch mit jetzt schon angekündigtem Wiederaufbau. Konkret: Der Vollbetrieb auf Zeche soll offenbar in Bälde eingestellt, den 22 fest angestellten Mitarbeitern gekündigt werden. Sie kommen zeitlich befristet in einer so genannten Transfergesellschaft unter den Fittichen der städtischen Tochterfirma "Essener Arbeit" (EABG) unter.
Grund für die klare Ansage, die der vorläufige Insolvenzverwalter Rolf Otto Neukirchen den Mitarbeitern nach NRZ-Informationen heute Mittag verkünden will: Der Zeche Carl fehlt es schlicht an Masse (sprich: Vermögenswerten), um aus eigener Kraft und mit etwas Gläubigerhilfe den Betrieb weiterzuführen. Das Konzept des Stadtteil- und Kulturzentrums bisheriger Prägung ist offenbar wirtschaftlich nicht tragfähig.
Für eine Übergangszeit, von der noch nicht recht klar ist, wie lange sie dauert, soll die Zeche dennoch auf Sparflamme weiterarbeiten, soll das Vermietungsgeschäft für Partys und Konzerte so gut es eben geht ebenso aufrecht erhalten wie die Stadtteilarbeit zwischen Erwerbslosen-Café und Kursprogramm. Die Kinderbetreuung heißt es, lasse sich auf andere Standorte verlagern.
In der Zwischenzeit, so der Plan, arbeitet im Hintergrund ein Team daran, für Carl ein neues Betriebskonzept zurecht zustricken; eines, das dauerhaft wirtschaftliche Tragfähigkeit beweist. An seiner Spitze als eine Art Moderator: der erst im Frühjahr aus dem Amt geschiedene Regierungsvizepräsident Jürgen Riesenbeck (62), passionierter Schachspieler, Essener, Sozialdemokrat.
Dass die Stadtspitze mit ihm einen ausgewiesenen SPD-Genossen für den Job gewinnen konnte, darf als kluger Schachzug im Sinne der Sache gelten, nimmt er doch bei Mitarbeitern, in der Rats-Opposition wie in der "Szene" die Sorge, Schwarz-Grün könnte der Versuchung erliegen, die Zeche Carl abzuwickeln. "Wir haben einen guten Eindruck", sagen Carlisten.
Wichtiger noch ist aber, welchen Eindruck Riesenbeck und seine Mitstreiter, darunter ein Wirtschaftsprüfer der Märkischen Revision GmbH, von den Betriebskonzepten für die "neue" Zeche Carl haben. 2009 soll klar sein, wie es weitergeht.
Um nicht zu sagen: ob.

Quelle: Neue Ruhr Zeitung Essen